Die sieben Säulen der Resilienz - Akzeptanz

Die sieben Säulen der Resilienz - Akzeptanz

Wie ist das mit der Akzeptanz?

Ein Beitrag von Frank Albrecht, Vorstandsvorsitzender des AWO Regionalverbandes Mitte-West-Thüringen e.V.

Stellen Sie sich vor, in Ihrem Bereich, Ihrer Einrichtung oder gar in Ihrer Firma ist eine Krise entstanden. Ein sehr wichtiges Vorhaben trägt nicht die gewünschten Früchte oder es ist etwas Bedrohliches spontan entstanden. Verantwortliche sehen gar eine existenzbedrohende Situation heranreifen. Ihre Chefin kommt zu Ihnen und bittet Sie, in diesem Moment all ihre Kraft, Kompetenz und Zeit in die Waagschale zu tun, ja sogar zu opfern. Sie selbst haben vielleicht Urlaub geplant, eine Shopping-Tour mit den Kindern oder eine Ihnen am Herz liegende Weiterbildung. Sie sind in einem Zwiespalt, in einem inneren Abwägungsprozess. Sie müssen etwas entscheiden. Sie müssen die richtige Entscheidung treffen. Die richtige Entscheidung zu treffen, heißt, sie auch zu akzeptieren. Nur so werden Sie alles, was folgt gut, richtig und kraftvoll tun. Das gelingt nicht allen und es ist auch immer wieder herausfordernd. Vielleicht konnten Sie eine ähnliche Beobachtung auch in Ihrem unmittelbaren Umfeld machen. Vielleicht konnten auch in Ihrer Umgebung Menschen in ihren täglichen Entscheidungen den Bezug zu den sieben Säulen der Resilienz und insbesondere zur Akzeptanz nicht herstellen. Dabei ist es gar nicht so schwer. 

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Akzeptanz ist eine der grundlegenden Säulen der Resilienz – und besonders im Bereich der Sozialwirtschaft, also in unserem Regionalverband kann sie eine transformative Kraft entfalten. Im Kern bedeutet Akzeptanz, die Realität anzunehmen, so wie sie ist, ohne in Widerstand oder Abwehr zu gehen. Für Teams in der Sozialwirtschaft, die täglich mit schwierigen Lebenslagen, emotionaler Belastung und unvorhersehbaren Herausforderungen konfrontiert sind, ist Akzeptanz jedoch nicht nur ein Konzept, sondern eine notwendige Haltung, die Stabilität und Handlungsfähigkeit ermöglicht. Hätten die eingangs erwähnten Menschen dies stärker berücksichtigen können, wären Ihnen einige Konflikte und Niederlagen erspart geblieben.

Akzeptanz heißt nicht, alles hinzunehmen und sich passiv zu verhalten. Im Gegenteil: Akzeptanz erlaubt es, die Situation klar zu sehen, ohne sich in endlosen Gedankenschleifen oder Schuldzuweisungen zu verlieren. Sie schafft Raum für einen Perspektivwechsel. Wenn jede*r Einzelne oder ein Team versteht und akzeptiert, dass manche Herausforderungen einfach gegeben sind – sei es die finanzielle Begrenzung eines Projekts, das Leid der betreuten Personen oder der administrative Druck – dann kann es die Energie, die sonst in Widerstand fließen würde, für konstruktive Lösungen nutzen.

In Teams, die diese Säule der Resilienz leben, spürt man eine besondere Atmosphäre: einen ruhigen Zusammenhalt, ein gemeinsames Verständnis dafür, dass nicht alles perfekt sein muss, um wirksam zu sein. Diese Haltung stärkt nicht nur die psychische Gesundheit jedes*r Einzelnen, sondern auch die kollektive Widerstandskraft des gesamten Teams. Wenn etwa ein Konflikt mit einem Klienten, einer Kollegin oder der vorgesetzten Person eskaliert oder bürokratische Hürden ein Projekt erschweren, hilft Akzeptanz, den Blick darauf zu lenken, was das Team oder der/die Einzelne in dieser Situation trotzdem tun kann – und nicht darauf, was es alles nicht ändern kann.

Akzeptanz fördert auch das gegenseitige Verständnis und Mitgefühl. Gerade in der Sozialwirtschaft, wo die Arbeit oft bis an die eigenen Grenzen führt, schafft Akzeptanz Raum für die Schwächen und Stärken jedes Teammitglieds. Man verurteilt sich und andere weniger hart, wenn Fehler passieren oder jemand einen schlechten Tag hat. Diese emotionale Offenheit und das Vertrauen stärken die Resilienz des Teams und führen dazu, dass Schwierigkeiten gemeinschaftlich getragen werden können, ohne dass Einzelne daran zerbrechen.

Die Wirkung der Akzeptanz auf Teams oder einzelne Mitarbeitende in unserer Arbeitswelt ist also tiefgreifend: Sie ermöglicht ein gesundes Arbeiten trotz aller äußeren Belastungen, schafft Zusammenhalt und fördert ein Umfeld, in dem Wachstum möglich ist – selbst und gerade in schwierigen Zeiten. Indem Teams die Kraft der Akzeptanz kultivieren, schaffen sie eine Basis für wirkliche Veränderung, für Resilienz und für einen langfristigen Erfolg in einer herausfordernden, aber auch zutiefst sinnstiftenden Arbeit.

Wir haben uns mit Beginn dieses Jahres mit dem Weimarer Perspektiveninstitut vor allem mit den sieben Säulen der Resilienz beschäftigt. Dabei bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es sich nicht nur lohnt, sich mit ihnen umfassend zu beschäftigen, sondern dass es dringend geboten ist. Wenn wir die übergroßen Herausforderungen der Zukunft meistern wollen, die Transformation der Arbeitswelten erfolgreich mitgestalten wollen und wenn wir gesund bleiben wollen, ist dies notwendig. Wir haben gemeinsam ein Curriculum für ein Weiterbildungsprogramm „Resilienz und Modern Leadership“ entwickelt und die ersten beiden Module in diesem Jahr erfolgreich an den Start gebracht. Auch in unserer Frühjahrsklausur haben sich unsere Führungskräfte sehr intensiv mit den Säulen der Resilienz beschäftigt. Eine der wichtigsten Aufgaben danach bestand darin, diese in sämtliche Teams zu tragen. Da wo das schon gut gelungen ist, kann man bereits eine sehr erfolgreiche und ergebnisorientierte Arbeit beobachten. Das macht mir Freude! Da wo es uns noch nicht gelungen ist, müssen wir uns intensiver bemühen. 

Grafik Resilienz


  • Analysestärke: Probleme und Situationen präzise zu erfassen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und Lösungen zu entwickeln.
  • Akzeptanz: Situationen zu akzeptieren, die wir nicht ändern können, um auf diese Weise innere Ruhe zu finden.
  • Lösungsorientierung: Der Fokus auf konkrete Schritte, die das Vorankommen ermöglichen und eine Krise bewältigbar machen.
  • Gefühlsstabilität: Den Zugang zu den eigenen Gefühlen zu finden und diese konstruktiv zu steuern, besonders in belastenden Situationen.
  • Netzwerkorientierung: Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, um Rückhalt und Unterstützung zu finden.
  • Optimismus: Die Überzeugung, dass positive Veränderungen möglich sind, auch wenn die Lage schwierig scheint. 
  • Realismus: Die Realität ungeschönt anzunehmen, um auf Basis realistischer Einschätzungen zu handeln und die Situation bestmöglich zu bewältigen.
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Stabsstelle Kommunikation
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