
Die Pflege steht oft im Gegenwind – Personalmangel, hohe Belastung, viele Herausforderungen. Doch es gibt auch Aufwind: Menschen, die sich mit Leidenschaft und Herz für diesen Beruf entscheiden. Einer von ihnen ist Steffen Stierig. Vom ursprünglichen Wunsch, Kfz-Mechatroniker zu werden, führte ihn sein Weg in die Pflege – und heute kann er sich keinen erfüllenderen Beruf vorstellen. Steffi Kreißl, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation und Marketing des AWO Regionalverbandes Mitte-West-Thüringen e.V., hat mit ihm über seinen Werdegang, Herausforderungen und die schönen Seiten des Berufes gesprochen.

Hallo Steffen, schön, dass du dir die Zeit für unser Gespräch nimmst! Dein Weg in die Pflege war nicht unbedingt geradlinig – ursprünglich wolltest du ja Kfz-Mechatroniker werden. Wie kam es zu diesem Richtungswechsel?
Steffen Stierig: Ja, das stimmt! Während meiner Schulzeit war ich fest davon überzeugt, dass ich Kfz-Mechatroniker werden möchte. Ich liebe Autos – vor allem ältere Modelle, an denen man noch selbst schrauben kann. Mein Vater kannte jemanden mit einer Werkstatt, und so habe ich dort ein zweitägiges Praktikum absolviert. Das Interesse war definitiv da, aber ich musste schnell feststellen, dass es nicht so einfach ist, in dem Bereich eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Da ich noch nicht genau wusste, wie es weitergeht, kam mir die Idee, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) zu machen.
So kam ich in den AWO Wohnpark „Lebenszeit“ in Jena-Lobeda – ohne große Erwartungen, aber mit Offenheit für Neues. Natürlich war die Anfangszeit eine Umstellung. Der Kontakt zu pflegebedürftigen Menschen, die teilweise nicht mehr sprechen konnten, die körperliche Nähe und auch die Gerüche waren ungewohnt. Aber je länger ich dort arbeitete, desto mehr wurde mir bewusst: Diese Arbeit ist unglaublich wertvoll. Ich merkte, dass ich einen direkten Unterschied im Leben der Menschen machen konnte. Nach diesem Jahr wusste ich: Die Pflege ist genau mein Ding!
In jedem Beruf gibt es mal Gegenwind. Gab es in deiner Ausbildung Momente, in denen du gezweifelt hast oder in stürmische Zeiten geraten bist?
Steffen Stierig: Ja, die gab es auf jeden Fall! Der Schichtdienst, die Verantwortung für Menschen, die komplett auf meine Hilfe angewiesen waren – das war manchmal ganz schön viel. Es gab Nächte, in denen ich nach Hause kam und mich fragte: „Schaffe ich das wirklich?“ Aber ich hatte tolle Kolleginnen und Kollegen, und auch Praxisanleitende, die mir den Rücken gestärkt haben. Sie haben mir Zeit gegeben, um in die Aufgaben hineinzuwachsen, und mich nie allein gelassen. Nach und nach habe ich gelernt, mit schwierigen Situationen umzugehen und mich in meine Rolle einzufinden.
Und gab es besondere Erlebnisse, die dir gezeigt haben: „Ja, das ist genau mein Beruf“?
Steffen Stierig: Da gibt es viele! Eine Begegnung ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Und zwar die mit einer älteren Bewohnerin, mit der ich während meiner Prüfungsvorbereitung viel Zeit verbracht habe. Die Seniorin war am Tag meiner Prüfung genauso aufgeregt wie ich – und das hat mir gezeigt, dass Prüfungsangst nicht nur einseitig ist. Sie hat mir so viel Mut gemacht, und als ich dann meine Prüfung erfolgreich abgelegt hatte, hat sie sich genauso gefreut wie ich. Das war ein Moment, der mir bewusst gemacht hat, wie wertvoll diese Arbeit ist und wie dankbar oftmals die Menschen sind, denen ich helfen kann
Jetzt bist du fest als Pflegefachkraft hier im AWO Seniorenzentrum „Am Heiligenberg“ übernommen worden. Würdest du sagen, du hast inzwischen richtigen Aufwind in deinem Berufsalltag?
Steffen Stierig: Absolut! Ich bin jetzt richtig angekommen und habe das Gefühl, dass ich sicher auf meinem Weg bin. Morgens beginnen wir mit der Übergabe, dann kümmern wir uns um die Grundpflege, medizinische Versorgung und die kleinen, aber wichtigen Gespräche zwischendurch. Viele Bewohnende sind einsam und freuen sich, wenn man sich ein paar Minuten Zeit nimmt, um ihnen zuzuhören. Neben den pflegerischen Aufgaben gibt es auch viel Organisatorisches: Dokumentation, Teambesprechungen, Kontakt mit Angehörigen oder Ärztinnen und Ärzten. Die gezielte Betreuung und Aktivierung der Bewohnenden übernehmen hauptsächlich unsere Ergotherapeutinnen und -therapeuten. Sie organisieren verschiedene Aktivitäten und begleiten die Seniorinnen und Senioren individuell, während wir uns in der Pflege stärker auf die medizinischen und pflegerischen Aspekte konzentrieren. Ich finde es gut, dass diese Bereiche klar aufgeteilt sind – so kann sich jede Berufsgruppe bestmöglich einbringen. Ich mag es, dass mein Job so abwechslungsreich ist – und dass ich immer wieder neue Dinge lerne.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit im Team?
Steffen Stierig: Super! Wir sind ein eingespieltes Team und unterstützen uns gegenseitig. Klar, in der Pflege kann es stressig werden, aber wenn man sich aufeinander verlassen kann, läuft alles viel besser. Ich bin meistens im Tagdienst, springe aber auch mal nachts ein, wenn es nötig ist. Es ist ein Job, der nur mit guter Kommunikation funktioniert – und das klappt bei uns wirklich gut.
Gibt es besondere Highlights im Jahr, auf die du dich besonders freust?
Steffen Stierig: Auf jeden Fall! Unsere Veranstaltungen sind immer etwas Besonderes. Diashow, Tag der offenen Tür, Advents- oder Kleiderbasar, aber auch die kleinen Dinge wie ein gemeinsamer Spielenachmittag oder ein Geburtstagskaffee machen unseren Alltag bunter.
Du gehst noch einen Schritt weiter und wirst Teil des AWO-Markenbotschafter-Teams. Warum hast du dich entschieden, diese Rolle zu übernehmen?
Steffen Stierig: Ich möchte zeigen, dass die Arbeit in der Pflege sinnstiftend und erfüllend ist. Es gibt immer noch viele Vorurteile – dass Pflegekräfte überlastet sind, dass der Job zu anstrengend ist oder dass es keine Perspektiven gibt. Aber das stimmt nicht! Klar, es ist kein einfacher Beruf, aber er gibt unglaublich viel zurück. Ich möchte jungen Menschen Mut machen, diesen Weg zu gehen, und ihnen zeigen, dass es sich lohnt.
Was möchtest du als Markenbotschafter besonders nach außen tragen?
Steffen Stierig: Dass Pflege nicht nur ein Job ist – es ist eine Berufung. Und dass man bei der AWO ein Umfeld hat, das einen unterstützt und fördert. Ich habe hier eine super Ausbildung bekommen und sehe echte Entwicklungsmöglichkeiten.
„Traut euch! Pflege ist herausfordernd, aber auch unglaublich bereichernd!“
Steffen Stierig: Man entwickelt eine gute Menschenkenntnis, wächst mit seinen Aufgaben und bekommt viel Dankbarkeit zurück. Und das Beste: Es ist ein Beruf mit Zukunft! Gerade in Zeiten, in denen sich viele unsicher sind, was sie beruflich machen möchten, kann die Pflege eine echte Chance sein – ein Bereich, in dem man gebraucht wird und einen Unterschied machen kann. Wer sich auf diesen Weg einlässt, wird nicht nur fachlich, sondern auch persönlich wachsen.
Das klingt nach echter Leidenschaft. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude an deinem Beruf, ein starkes Team an deiner Seite und immer genügend Rückenwind für neue Herausforderungen. Danke für das Gespräch, Steffen!
STECKBRIEF: Steffen Stierig
Name: Steffen Stierig
Geburtsjahr: 1999
Wohnort: Jena
Ausbildung: Pflegefachkraft im AWO Seniorenzentrum „Am Heiligenberg“ (Ausbildung startete am 1. September 2016)
Berufsstart: 2019
Warum Pflege? „Weil ich gerne mit Menschen arbeite und einen sinnvollen Beruf ausüben wollte.“
Lieblingsmoment im Job: „Die kleinen, aber echten Dankbarkeitsmomente im Alltag – ein Lächeln oder ein herzliches ‚Danke‘.“
Team oder Einzelkämpfer? „Definitiv Teamplayer! Ohne ein starkes Team geht in der Pflege nichts.“
Highlight des Jahres: „Unsere Feste mit den Bewohnenden – es ist schön zu sehen, wie viel Freude sie daran haben.“
Motto: „Pflege ist mehr als ein Job – es ist eine Berufung!“

Unser AWO Seniorenzentrum „Am Heiligenberg“ in der Naumburger Straße liegt im Herzen des nördlichen Stadtteils von Jena und ist harmonisch in das umliegende Wohngebiet eingebunden. Die zentrale Lage ermöglicht eine lebendige Nachbarschaft und eine gute Anbindung an das tägliche Leben. Ein größerer Einkaufsmarkt in unmittelbarer Nähe bietet unseren Bewohner*innen und Besucher*innen zusätzliche Bequemlichkeit und trägt zur selbstbestimmten Lebensführung bei.
Die Einrichtung verfügt über 88 vollstationäre Pflegeplätze, welche sich auf drei Wohnbereiche verteilen. Im Wohnbereich 1 werden 34 Bewohner*innen, im Wohnbereich 2 und 3 jeweils 27 Bewohner*innen versorgt. Innerhalb des Komplexes des Seniorenzentrums ist eine Servicewohnanlage mit 30 Wohnungen für 33 Mieter*innen integriert.
Unsere stationäre Pflegeeinrichtung richtet sich konzeptionell an Menschen, die aufgrund körperlicher oder kognitiver Einschränkung vollstationärer Unterstützung bedürfen.
Die Menschen in unserer Servicewohnanlage leben mit Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst oder selbstständig in einem barrierearmen Wohnumfeld. Dabei stehen ihnen ein angebundenes Notrufsystem und ein soziales Unterstützungsangebot zur Verfügung.
In der vollstationären Einrichtung arbeiten ca. 40-45 Mitarbeiter*innen im pflegerischen Bereich, acht Kolleg*innen in der Egotherapie bzw. im sozialen Bereich, drei Mitarbeitende sind im Verwaltungsbereich und zwei im Hauswirtschaftsbereich beschäftigt. Weitere externe Mitarbeitende der AWO Carenet gGmbH sind im Bereich Speiseversorgung, dem Facility und der Hausreinigung tätig.
Unser Seniorenzentrum zeichnet sich durch eine warme und familiäre Atmosphäre aus, die durch die hohe Identifikation unserer Mitarbeiter*innen mit der Einrichtung, die lichtdurchflutete, freundliche Architektur und die überschaubare Größe gefördert wird. Hier steht die Gemeinschaft im Mittelpunkt – ganz nach unserer Philosophie: „SICH ZU HAUSE FÜHLEN.“
Als Mitglied im Palliativ Netzwerk Jena und im MRE Netzwerk der Stadt Jena setzen wir auf enge Zusammenarbeit mit Fachkräften und Institutionen, um eine bestmögliche Versorgung und Begleitung unserer Bewohner*innen zu gewährleisten.
Sie haben Fragen oder wollen unser Haus kennenlernen?
Treten Sie gern in Kontakt mit uns!
AWO Seniorenzentrum „Am Heiligenberg“
Leiter: Lars Fischer
Adresse: Naumburger Straße 55a, 07743 Jena
Telefon: 03641 48 41 02
E-Mail: heiligenberg@awo-mittewest-thueringen.de
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